2024 / 07 - Chris Edrich mit Audix Mikrofonen
Audix All Access:
Chris Edrich bei der Arbeit für Bands mit Audix Mikrofonen.
“Die SCX25A sind meine absolut favorisierten Drum-Overheads.”
Der aus Frankreich stammende und jetzt in Irland lebende Front-of-House-Tontechniker Chris Edrich mischt für etliche Künstler des europäischen Metal und seiner Progressive- und Post-Genres: Devin Townsend, Leprous, TesseracT, The Ocean, Alcest, Klone und viele andere. Kompakte Modeling-Verstärker bieten Gitarristen und Bassisten weitaus mehr Kontrollmöglichkeiten als Wände aus Gitarren-Amps, und Schlagzeuge werden zum Hauptgestalter der akustischen Klangerzeuger auf der Bühne. Um dies für Bands und Publikum optimal aufzuarbeiten, wählt Edrich AUDIX-Mikrofone, darunter das D6 an der Kick-Drum, i5 an der Snare oben und ein D2 an der Snare unten, D4 an den Toms, SCX1 an der Hi-Hat, SCX25-A als Overheads und das ADX60 Grenzflächenmikrofon an versteckter Stelle. Edrich erzählt uns in diesem Interview was er als autodidaktischer Tontechniker gelernt hat und berichtet über sein AUDIX-Setup.
# Für welche Musikstile und Projekte arbeitest Du derzeit hauptsächlich?
Im großen und ganzen Rock, und ich habe mit vielen Metal-Bands gearbeitet.
Mittlerweile sind es mehr und mehr Progressive Bands. Seit ich die Arbeit mit der norwegischen Band Leprous angefangen hatte, habe ich mehr und mehr Kunden bekommen. Mein wichtigster Job ist jetzt die Tour mit Devin Townsend. Angefangen hat alles mit Bands, die als Vorgruppe für größere Bands auftraten, und so baust Du ein Netzwerk damit auf. Und dann braucht die größere Band jemanden für ihr nächstes Projekt, und sie kennt Dich bereits. Ich musste nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und den Job nicht vermasseln!
# Wie hat Dein Interesse für Tontechnik angefangen?
Ich habe selbst als Musiker angefangen, und Gitarre in einer kleinen Band im Nordosten Frankreichs gespielt. Als wir anfingen unsere ersten Songs aufzunehmen, habe ich mich dafür sehr interessiert. Ich war einfach nur Zeuge all der Schritte, die nötig sind um einen Track aufzunehmen, ganz zu schweigen davon ein ganzes Album zu mischen. Ich war einfach begeistert und fing an, andere lokale Bands aufzunehmen. Und, da wir damals viel auf Tour waren, habe ich auch nebenbei den Ton für kleine Veranstaltungsorte gemacht. Es war vielleicht nur ein Kick-Drum-Mikrofon und der Gesang, und der ganze andere Sound kam von der Backline. Als ich mehr und größere Jobs bekam, wurde dies zu meinem Vollzeitjob. Das ist ein klassischer Einstieg für autodidaktische Tontechniker, wie ich einer bin. Ich habe keine Tontechnik-Schule oder so etwas besucht. Ich habe alles in der Praxis gelernt.
# Machst Du irgendwelche Studio-Recordings, wenn Du nicht auf Tour bist?
Bis vor Covid war Front-of-House mein Hauptjob. Da wegen der Pandemie alle Tourneen abgesagt wurden, war ich gut ein paar Jahre lang voll im Studiomodus. Mittlerweile habe ich weitere Gründe auch zu Hause zu sein, zum Beispiel meine Familie. Ich halte also eine Balance zwischen etwa 50:50 Live- und Studioarbeit. Vor Covid habe ich etwa 250 Shows pro Jahr gemacht. Das hat viel Spaß gemacht, war aber auch auf jeden Fall ein Knochenjob.
# Wo setzt Du Audix Mikrofone ein?
Die meisten davon am Schlagzeug. Quer durch die Bands mit denen ich gearbeitet habe, war es so, dass wenn jemand ein festes Endorsement mit einem anderen Mikrofonhersteller hatte, es zumeist die Sänger waren. Trommler sind zumeist offen für Vorschläge und probieren neue Dinge. Und wenn Sie ein Endorsement haben, dann mit einem Schlagzeughersteller.
Ich bin darüberhinaus in der glücklichen Lage, dass genug Musiker mir vertrauen und meine Vorschläge ausprobieren mögen, wie zum Beispiel Audix Mikrofone. Wie Devon Townsend. Sein einziges Ziel ist das beste Ergebnis zu bekommen. Er legt keinen besonderen Wert auf Sachen wie Marken-Sponsorverträge. Er war offen für meinen Vorschlag Audix auszuprobieren, da ich sagte dass ich damit das beste Resultat für ihn erreichen kann.
Mit ihm habe ich die ganze Band auf Audix umgestellt. Das Bedarf keiner großen Verhandlung. Ich war kürzlich auch mit der britischen Band TesseracT auf Tour. Sie haben andere Partner, aber ich konnte dennoch das Schlagzeug komplett mit Audix mikrofonieren.
# Ist Deine Drumset-Mikrofonierung die typische Standardkonfiguration, beispielsweise D6 für die Kick-, i5 für die Snare-, D2 und D4 für die Toms usw.?
Ja, mit ein paar wichtigen Anmerkungen. Ich benutze das D6 aussen für die Kick und innen das ADX60, das ist ein Grenzflächenmikrofon. Es ist klein und einfach zu platzieren, und gibt mir einen schönen klaren Attack, da es ein Kondensatormikrofon ist. Es ist eine großartige Ergänzung zum D6, das mir den großen Body der Kick gibt.
Für die Unterseite der Snare benutze ich ein D2, an das die meisten Leute als Tom-Mikrofon denken, aber das für diese Anwendung hervorragend ist. Es gibt einen offenen Höhenbereich, ist aber in den hohen Mitten nicht zu aggressiv.
Für die Spot-Mikrofone - HiHats, Splash Cymbals etc. - benutze ich die SCX1 Kleinkondensatormikrofone. Ich hatte auch die ADX51 dafür eingesetzt, aber die SCX1 geben mir ähnliche Resultate in sehr kompakter Bauform. Sie sind fantastisch.
SCX25-A benutze ich als OverHeads. Ich habe diese entdeckt während der Aufnahmen zum zweiten Album meiner Band. Das Studio in dem wir waren hatte diese, und benutzte sie hauptsächlich für akustisches Piano. Aber für die Beckenabnahme erzielten sie den besten OverHead Klang den ich jemals gehört habe. Ich wollte schon lange mein eigenes Paar und jetzt habe ich sie! Sie sind das Kronjuwel meiner Mikrofonsammlung.
# Die SCX25-A sind bekannt als Studiomikrofone. Setzt Du sie auf der Bühne ein?
Ja. Live funktionieren sie großartig. Sie liefern mir ein sehr schönes Stereobild des Drumsets, ohne Probleme wie Phasenverschiebung zu den Close-Up Mikrofone zu verursachen. Als Overheads haben sie eine ähnliche Qualität wie das, was ich am D2 auf der Snare-Unterseite mag – diese Luftigkeit. Alles über 10 kHz ist klar, ohne hart zu sein. Es ergibt einen sehr durchproduzierter Sound, für den ich fast keine Nacharbeit aufbringen muss.
Was die Störgeräusch-Unterdrückung auf der Bühne angeht, sind sie so gut, wie ein Kondensator nur sein kann. Ich habe ziemliches Glück, denn bei den meisten Bands mit denen ich arbeite sind Schlagzeug und Gesang fast der einzige Bühnensound. Gitarristen spielen zum Beispiel normalerweise über Modeling-Verstärker wie den Kemper oder AxeFX und gehen direkt in die Konsole. Es gibt also nicht viel, was in die Schlagzeugmikrofone einstreuen kann, aber das macht die Arbeit für einen großartigen Schlagzeugsound umso wichtiger.
Ich kann die SCX25-A sogar ein wenig komprimieren, während ich praktisch keine Einstreuungen von außerhalb des Schlagzeugs bekomme. Mir ist klar, dass sie als Klaviermikrofone sehr bekannt sind und als audiophile Referenz verwendet werden, aber sie sind meine absoluten Lieblings-Drum-Overheads. Ich denke, die Leute sollten sie dafür mehr wahrnehmen.
# Findest Du, dass Du bei den SCX, und Audix Mikrofonen allgemein, weniger EQ- und Dynamik-Prozessing einsetzt, wenn das richtige Mikrofon für die Klangquelle ausgewählt wurde?
Absolut. Ich muss nicht mehr so viel Equalizer verwenden wie früher. Es hängt von der Band ab, aber oft mache ich danach fast gar nichts mehr, außer dem üblichen Low Cut bei allem außer der Kick.
# Kannst Du uns einen Albtraum bei einem Auftritt schildern und wie Du ihn durchstanden hast?
Ha! Die Herausforderung hierbei besteht darin, es auf einen zu beschränken! Ich könnte über 100 davon erzählen. Lustigerweise hatte mein schlimmster Arbeitsalbtraum nichts mit einer Fehlfunktion des Equipments oder irgendetwas Technischem zu tun. Es ging um einen Haustontechniker, der einfach zu eingebildet war. Ich war mit der deutschen Post-Metal-Band The Ocean auf Festival-Tour. Wir luden aus und der Haustechniker kam anderthalb Stunden zu spät. Wir schlossen das Setup und den Line-Check ohne ihn ab.
Das Mischpult stand an der Seite des Raumes, was nie ideal ist. Als ich das erste Mal durch den Raum ging, um zu Hören als die Band spielte, war er da und drehte an den Fadern. Ich sagte: „Kumpel, ich habe alles eingestellt und kenne die Band.“ Er meinte: „Ja, aber ich kenne den Raum“ und ließ sich nicht beirren. Es war stressig und ich musste mir selbst klarmachen, dass ich nicht wütend werden durfte. Stattdessen ging ich zum Veranstalter. Ich hatte die letzten beiden Bands des Abends zu mischen und sagte ihm ruhig: „Unter diesen Bedingungen wird es keine Show geben.“ Sie brachten ihn tatsächlich dazu, das Mischpult zu verlassen und mich die Show machen zu lassen. Meine schlimmsten Befürchtungen drehen sich also nie darum, dass die Ausrüstung nicht funktioniert. Sie drehen sich darum, dass mich jemand daran hindert mich meinen Job machen zu lasssen.
# Das zeigt, dass soziale Kompetenzen sogar wichtiger sein können als musikalische oder technische Fähigkeiten.
Ja, und ich wäre womöglich auch froh gewesen mir seine Ideen anzuhören. Aber für ihn, mich oder jeden anderen im Live-Sound-Bereich gilt: „Ich möchte helfen“, nicht „Ich weiß es besser als du.“
# Wechseln wir das Thema und sprechen über den aktuellen Einsatz von Audix im Studio.
Anfang des Jahres habe ich das Abmischen eines Albums für eine französische Band namens Alcest abgeschlossen. Sie sind eine Art Fusion aus Shoegaze und Black Metal. Ich habe ihr Live-at-Hellfest-Konzert abgemischt, das 2022 von europäischen Fernsehsendern ausgestrahlt wurde – jetzt ist es auf YouTube. Ich hatte viel großartiges Feedback für den Sound erhalten, was dazu führte, dass ich die Arbeit für das neue Album bekam.
Als wir mit den Aufnahmen begannen, arbeitete ich mit ihnen aus der Ferne zusammen und wir sendeten uns Dateien. Ich empfahl, einige Mikrofone auf Audix umzustellen. Trotz der Fernkonfiguration waren die Rohspuren, die ich bekam, großartig und der Mix entwickelte sich gut. Das ist inzwischen mit einigen Bands so gelaufen.
# Welchen Rat würdest Du Dir heute selbst geben, wenn Du erst anfangen würdest?
Stelle mehr Fragen. Fehler zu machen ist tatsächlich wertvoll, denn man merkt sie sich und lernt, wie man sie nicht noch einmal macht. Andererseits kann ein „Fehler“ in einem Kontext genau der richtige Schritt sein zu einem anderen.
Da ich mir alles selbst beigebracht habe, beantworte ich gerne alle Fragen, soweit ich kann, von Leuten die in meiner Situation sind und wirklich neugierig sind. Die Theorie habe ich durch die Praxis gelernt.
# Eine Audioschule hat viele Vorteile, aber die Kehrseite ist, dass es Leute hervorbringen kann wie den Kerl der Dir auf dem erwähnten Festival begegnet ist.
Natürlich. Ich beneide viele Leute die ich getroffen habe die von Full Sail oder Berklee oder ähnlichem kamen, weil sie mit viel wertvoller Theorie ausgerüstet sind. Aber nichts ersetzt Erfahrung, ein Wissensschatz was schiefgehen kann in einem bestimmten Moment und wie man es lösen kann. Also, nochmals, seid aufgeschlossen und stellt Fragen. Stell die menschlichen Kompetenzen an erste Stelle, und dann werden Leute Dir gerne die technischen Fähigkeiten beibringen.